LOGOPÄDIE
Logopädie bezeichnet die Behandlung von Sprach-, Sprech-, Stimm-, Schluck- oder Hörstörungen die sich beeinträchtigend auf die Kommunikation auswirken. Sie umfasst die Prävention, Beratung, Diagnostik und Therapie. Die Praxis ist sehr darauf bedacht, Eltern wie Kindern einen guten Einblick in die Behandlung zu bieten.
Die Therapeutinnen wenden verschiedene Methoden an. Besonders bei Kindern werden diese auf spielerische Art vermittelt. Auf Wunsch dürfen Eltern und/oder Angehörige (z.B. bei AphasiepatientInnen) auch gerne während der Behandlung direkt anwesend und teilnehmend sein.
Das Therapieziel ist eine ungestörte zwischenmenschliche Kommunikation bzw. eine annähernde Wiederherstellung der Kommunikationsfähigkeit für Kinder wie Erwachsene.
Erfahren Sie mehr zu:
Diagnostik:
Bei Ihrem ersten Besuch in der Praxis geht es zunächst um ein Erstgespräch. Hierbei wird eine Anamnese durchgeführt um Entwicklung, Ursachen und Hintergründe der vorliegenden Störung zu ergründen. Durch standardisierte Diagnostiken kann ein individueller Therapie- und Behandlungsplan aufgestellt werden. Die Beratung von PatientInnen, Eltern und Angehörigen steht hierbei im Vordergrund. Bei Notwendigkeit und Zustimmung findet ein Austausch mit Kolleg/Innen aus anderen Fachkreisen statt.
Therapie:
Die Therapiedauer beträgt je nach Verordnung zwischen 30 und 60 Minuten und wird überwiegend in der Einzeltherapie durchgeführt. Situationsbedingt können jedoch auch, wenn ärztlicherseits verordnet Gruppentherapien stattfinden.
Aufgebaut wird die Therapie auf ein ganzheitliches ressourcenorientiertes Konzept bzgl. Sprache, Lernen, Bewegung und Denken. Das Therapieziel ist eine ungestörte zwischenmenschliche Kommunikation bzw. eine annähernde Wiederherstellung der Kommunikationsfähigkeit.
Vorwiegend wird die Therapie von der Therapeutin und dem jeweiligen Patient allein durchgeführt. Auf Wunsch dürfen Eltern und/oder Angehörige (z.B. bei AphasiepatientInnen) jedoch auch gerne während der Behandlung direkt mit anwesend sein/teilnehmen.
Die Praxis ist sehr darauf bedacht, Eltern sowie Angehörigen einen guten Einblick in die Behandlung zu bieten. Im kindlichen Therapiebereich findet zudem immer eine Elternanleitung statt.
Wer trägt die Kosten?
Die Praxis ist für alle gesetzlichen und privaten Krankenkassen zugelassen. Kinder und Jugendliche bis zum 18. Lebensjahr sind Zuzahlungsbefreit. Erwachsene zahlen eine Rezeptgebühr von 10€ sowie 10% der Therapieleistung, soweit keine Zuzahlungsbefreiung vorliegt.
Privatzahler müssen für Ihre Versicherung in Vorkasse gehen und können sich hierzu gerne vorab über die Preise in der Praxis informieren.
Wer überweist/verordnet?
Je nach Störungsbild sind verschiedene FachärztInnen für die Ausstellung einer Heilmittelverordnung zuständig. Dieses können u.a. die Fachgebiete Allgemeinmedizin, Kinder- und Jugendmedizin, Hals-Nasen-Ohren-Kunde, Pädaudiologie, Neurologie, Kieferorthopädie, Zahnheilkunde sein.
Termine:
Termine finden nach Vereinbarung statt. Aufgrund flexibler Arbeitszeiten bietet die Praxis für PatientInnen aller Altersgruppen möglichst für Sie passende Termine an.
Erreichen können Sie die Praxis unter
Tel.: 04202/950 92 55,
Fax: 04202/950 92 56 oder unter
kontakt@logopaediepraxis-achim.de
Behandlungsfelder im kindlichen Bereich:
SEV:
- Unter einer Sprachentwicklungsstörung versteht man die zeitliche Verzögerung des Spracherwerbs bei einem Kleinkind. Der normale Erwerb beginnt bei einem Baby ca. im Alter von einem Jahr. Hier fangen Babys an erste Worte sprachlich zu imitieren. Zuvor findet die sog. Lallphase, in der die Kinder anfangen zu brabbeln und erste Silben zu bilden, statt. Erfolgt der Spracherwerb erst später, beispielsweise erst mit zwei Jahren, so spricht man von einer Sprachentwicklungsverzögerung.
- Diese kann durch verschiedenste Ursachen wie Umwelteinflüsse, familiäre Sprachschwäche, Defekt der Sprechwerkzeuge, Sehbehinderung, Hörstörung, frühkindliche Hirnschädigung, genetisch bedingte Krankheiten oder psychogenen Ursachen entstehen bzw. begünstigt werden. (Zitat Pascher 1979)
- Häufig tritt bei einer Sprachentwicklungsverzögerung auch eine allgemeine Entwicklungsverzögerung mit auf.
- Symptome können Dyslalie, Dysgrammatismus, verminderter Wortschatz, Gedächtnis-, Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen sein. (Zitat Ulrike Franke)
SES:
- Die Sprachentwicklungsstörung beschreibt, wenn ein Kind im Vergleich zu anderen Kindern seiner Altersgruppe mit seinem Spracherwerb und seinem Verständnis noch nicht so weit entwickelt ist wie die anderen gleichaltrigen Kinder.
- Faktoren die eine Sprachentwicklungsstörung begünstigen können u.a. Hörbeeinträchtigungen, Krankenhausaufenthalte, orofaciale Probleme etc. sein.
- Häufig treten allgemeine Entwicklungsverzögerungen, wie Konzentrations- und Wahrnehmungsstörungen mit auf.
- Innerhalb einer Sprachentwicklungsstörung werden die phonetisch-phonologischen Störungen (Dyslalie), dysgrammatische Störungen sowie Störungen auf der semantischen Ebene unterschieden.
Dyslalie:
- Die Dyslalie wird heutzutage eher als Aussprachestörung bzw. Artikulationsstörung bezeichnet. Zu verstehen ist darunter die Fehlbildung von Lauten. Hierbei kann ein Laut fehlen (Mogilalie), durch einen anderen Laut ersetzt werden (Paralalie) oder sprachlich verzerrt werden (Distorsion).
- Die Dyslalie wird in viele verschiedene Formen und Arten unterschieden. Quantitativ kann die Dyslalie in die Bereiche partielle Dyslalie, multiple Dyslalie und universelle Dyslalie eingeteilt werden.
- Partielle Dyslalie: Es sind ein bis zwei Laute betroffen. Die Sprache ist gut verständlich.
- Multiple Dyslalie: Drei bis Vier Laute sind betroffen. Die Verständlichkeit ist eingeschränkt.
- Universelle Dyslalie: Fünf oder mehr Laute sind betroffen. Die Verständlichkeit ist stark eingeschränkt bis fast unmöglich.
- Die häufigsten Dyslalien sind der Schetismus (Fehlbildung des Lautes /sch/), Sigmatismus (Fehlbildung des Lautes /s/), Kappazismus (Fehlbildung des Lautes /k/), Gammazismus (Fehlbildung des Lautes /g/), Lambdazismus (Fehlbildung des Lautes /l/) und Rhotazismus (Fehlbildung des Lautes /r/).
Hörstörungen:
- Die Schwerhörigkeit bezeichnet eine Minderung des Hörvermögens. Es wird unterschieden zwischen der Schalleitungsschwerhörigkeit (SLS), Schallempfindungsschwerhörigkeit (SES), sowie der zentralen Hörverarbeitungs- und Wahrnehmungsstörung.
- Hörstörungen können durch verschiedene Ursachen hervorgerufen werden. Die SLS und SES können kombiniert auftreten. Hinzu kommen die genetisch-bedingten Störungen.
- Bei Hörverlust kann die Anpassung eines Hörgerätes erfolgen oder bei völliger Ertaubung ein Cochlearimplantat (CI).
- Die Diagnose und Therapie in den o.g. Bereichen wird von Ärzten vorgenommen.
- Die Auswirkungen einer Hörstörung bezogen auf die Kommunikation können je nach Ursache, Art und Ausmaß sehr unterschiedlich sein. Bei Hörstörungen treten fast immer Störungen der Sprache, des Sprechens oder der Stimme auf. Bei Kindern kann durch eine Hörstörung die normale Sprachentwicklung, sowie eine normale geistige Entwicklung gestört werden.
- Je früher Hörstörungen erkannt werden, desto früher können entsprechende therapeutische Maßnahmen vom behandelnden Arzt eingeleitet werden.
Dysgrammatismus:
- Der Dysgrammatismus gehört mit zu den Sprachentwicklungsstörungen. Er beschreibt die Unfähigkeit eines Kindes aus einem richtig gedachten Sachverhalt die korrekte grammatikalische Form zu wählen. Sprachgefühl und Sprechfreude sind beeinträchtigt.
- Der Dysgrammatismus wird in drei Schweregrade unterschieden.
- Leichter Dysgrammatismus: Die Spontansprache des Kindes ist relativ unauffällig. Bei genauerer Beachtung fällt auf, dass die Anwendung von Artikel sowie der Verben nicht korrekt sind (Der Ball gehört die Kind, Der Ball legt auf Stuhl). Vorgegebene Sätze können korrekt nachgesprochen werden.
- Mittlerer Dysgrammatismus: Das Kind wendet Mehrwortsätze an. Diese sind grammatikalisch meist nicht richtig gegliedert. Es fällt schwer das Kind zu verstehen, wenn die genannte Äußerung situationsunabhängig ist. Das Personalpronomen „Ich“ wird noch nicht angewandt. Vorgegebene Sätze können häufig korrekt nachgesprochen werden.
- Schwerer Dysgrammatismus: Das Kind spricht Ein- oder Zwei – Wort – Sätze, die aus Substantiv oder Infinitiv bestehen (Telegrammstil). Längere grammatikalische Strukturen können nicht angewandt werden. Vorgegebene Sätze können nicht nachgesprochen werden.
- Ursachen für einen Dysgrammatismus können u.a. eine allgemeine Entwicklungsverzögerung, Hörstörungen oder eine verkürzte Hör-Merk-Spanne, wenig verbale Kommunikation sein.
- Im Alter von vier bis fünf Jahren sollten Kinder sich in grammatikalisch korrekten Strukturen äußern können.
Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte:
- Hierbei handelt es sich um eine angeborene Anomalie.
- Die Spalten können durchgängig sein oder einzelne Teilbereiche betreffen.
- Eine Spaltbildung kann ein- oder beidseitig auftreten.
- Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalten können durch genetischen oder umweltbedingten Ursachen entstehen.
- Häufig zeigen sich bei diesem Krankheitsbild Ernährungsschwierigkeiten, da z.B. für das Saugen in der Mundhöhle kein Unterdruck erzeugt werden kann.
- Durch eine Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte kann es zu funktionellen Störungen (z.B. Funktionsstörung der Zunge, Veränderung der Atemluftführung), akustischen Störungen (z.B. Nasalität, Lautfehlbildung), organischen Störungen (z.B. Fehlbildungen des Ober-/Unterkiefers, Anomalien der Zahnstellung) kommen.
- Häufig treten bei diesen Patientinnen lang anhaltende Paukenergüsse mit auf, begleitet von einer mehr oder weniger ausgeprägten Hörminderung.
Auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörung (AVWS):
- Die Auditive Verarbeitung und Wahrnehmung beschreibt lt. Definition der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie die Vorgänge, mit denen akustische Signale (z.B. Geräusche, Laute Sprache) nicht nur gehört, sondern auch korrekt erkannt und eingeordnet werden können.
- Die auditive Verarbeitung und Wahrnehmung untergliedert sich in verschiedene Teilleistungen.
- U. a. können Probleme innerhalb der
- auditiven Lokalisation (Richtungshören),
- auditiven Selektion (ausblenden von Nebengeräuschen um eine Information aufzunehmen),
- auditiven Differenzierung (einzelne Laute voneinander unterscheiden können),
- auditiven Merkfähigkeit (kurzfristiges Merken von gehörter Information),
- auditiven Analyse und Synthese (Zerlegung und Zusammenziehen von einzelnen Lauten/Silben)vorhanden sein.
- Die auditive Verarbeitung beschreibt das Aufnehmen einer Information beider Ohren, während die auditive Wahrnehmung sich auf die bewusste kognitive Analyse dieser Information bezieht.
- Zumeist fällt eine AVWS zwischen dem ersten und vierten Schuljahr auf. Auffällig ist, wenn ein Kind
- gar nicht oder verzögert auf Ansprache reagiert,
- schnell abgelenkt ist,
- Probleme hat sich an gehörtes zu erinnern, dieses wiederzugeben oder Anweisungen auszuführen,
- Probleme beim Sprechen (Vertauschen von Silben, Wortendungen werden ausgelassen),
- Beeinträchtigung des Laut- und Schriftspracherwerbs,
- Probleme beim Lesen und Schreiben.
- Ursachen für eine AVWS können u.a. Umwelteinflüsse, wie mangelndes Lernangebot, häufige Mittelohrentzündungen im Kleinkindalter, häufig lang andauernde Paukenergüsse, Sprachentwicklungsverzögerung etc. sein.
Myofunktionelle Störungen:
- Myofunktionelle Störung bedeutet ein Ungleichgewicht innerhalb des Zusammenspiels der Gesichts-, Zungen- und Kiefermuskulatur.
- Dieses führt häufig zu einem unphysiologischen/abweichenden Schluckmuster (Hervortreten oder starker Druck der Zungen beim Schlucken).
- Oft gehen auch ein Sigmatismus (Lispeln) und eine fehlerhafte Zungenruhelage mit dieser Störung einher.
- Ursache kann u.a. eine Schwäche der Mundmuskulatur z.B. durch einen langen Schnullergebrauch, Daumenlutschen, einseitige Ernährung, Polypen (behinderte Nasenatmung) sein.
- Folgen können u.a. Fehlstellungen der Zähne, Kiefergelenksbeschwerden, Mißempfindung im Mundraum und Hals sein.
- Häufig zu beobachten bei Patienten mit einer myofunktionellen Störung ist eine Mundatmung (der Mund steht oft offen), die Unterlippen kann im Vergleich zur Oberlippe stärker ausgeprägt sein, Grimassieren beim Schlucken, vermehrter Speichelfluss, schnarchen.
- Training der Mundmuskulatur kann ein wichtiger Bestandteil einer erfolgreichen kieferorthopädischen Behandlung.
Kindliche Redeunflüssigkeiten und Stottern
Es gibt keine eindeutige Erklärung bzw. Ursache für das Auftreten von Stottern, das eine Störung des Redeflusses ist. Das Zusammenspiel der am Sprechen beteiligten Organe und Funktionsbereiche läuft zeitweise nicht harmonisch und es kommt zu:
- Dehnungen (Bsp.: Ssssonne)
- Wiederholungen (Bsp.: Lu-lu-luft oder i-i-ich)
- Blockaden (Bsp.: --K-anne)
Hinzukommen können sogenannte Sekundärsymptome wie Atemstörungen, Mitbewegungen von Extremitäten und/ oder Grimassieren, die nicht im Zusammenhang stehen müssen mit dem Gesagten.
Oft wird versucht schwierige Wörter zu meiden, sie zu ersetzen oder durch Wiederholung vorangegangener Wörter so wie Anlauf zu nehmen, um eine Sprechblockade zu überwinden.
Letztlich kann es zu regelrechten Sprechängsten kommen und der sicherste Weg nicht zu stottern ist, zu schweigen.
Ca. 1% der deutschen Bevölkerung ist davon betroffen.
Im Alter von 2 - 4 Jahren kommt es bei einigen Kindern zu sogenannten „entwicklungsbedingten Redeunflüssigkeiten“, die zum Teil von selbst wieder verschwinden.
Eine logopädische Diagnostik und Beratung, ggf Therapie kann erforderlich werden, falls das Kind unter dem veränderten Sprechen leidet oder deutlich wird, das es Zeichen von Anstrengung und/ oder Vermeidung zeigt.
Poltern
gehört zu den Störungen des Redeflusses. Es zeigt sich in Form von einem ausgeprägten Störungsbewusstsein, einem überhasteten und beschleunigten Sprechablauf, undeutlicher und verwaschener Artikulation.
Charakteristische Merkmale des Polterns sind:
- ein immer schneller werdendes Sprechen innerhalb längerer Wörter und Sätze
- Auslassungen, Dehnungen, Wiederholungen und Verschmelzungen von Lauten/Silben, Wörtern und Satzteile
- eine monotone, wenig modulierte und häufig stereotype Sprechweise
Dem Zuhörenden fällt es deshalb schwer, bei der Symptomatik im Gespräch aufmerksam zu sein und den Ausführungen folgen zu können.
Polterer haben kein Störungsbewusstsein. In der Regel ist es die Umgebung, die einen polternden Mitmenschen auf die Sprechweise aufmerksam machen.
Stimmstörungen (Dysphonien) bei Kindern
Die kindliche Stimme ist nicht von Geburt an ausgereift. Sie muss sich wie die Sprache erst entwickeln, ein Prozess des Lernens, der anfällig für Störungen durch äußere so wie innere Einflüsse ist.
Symptome können sein:
- die Stimme klingt höher oder tiefer als bei Gleichaltrigen
- sie klingt schrill, kreischend, gepresst, rau, heiser, belegt
- leise, tonlos, flüsternd, aussetzend oder monoton
- die Sprechweise ist schnell, überhastet, verwaschen und undeutlich
- das Sprechen wird von einer hörbaren, schnappenden Atmung begleitet
- häufiges Räuspern und Husten
- beim Singen werden hohe oder tiefe Töne nicht getroffen
Kinder mit Stimmstörungen schreien oft viel, sind meistens lauter als andere Kinder und klagen über Missempfindungen im Hals.
Sollten diese Auffälligkeiten über einen längeren Zeitraum auftreten, mehrere Wochen oder sogar schon Monate ist es gut dieses medizinisch abklären zu lassen.
Behandlungsfelder Erwachsene:
Aphasie
Aphasie leitet sich aus dem griechischen ab und bedeutet soviel wie „Sprachverlust“. Es ist eine Bezeichnung für eine Sprachstörung, die infolge einer Hirnschädigung auftritt. Je nach Ort und Ausmaß der Schädigung des Gehirns können das Sprechen, das Verstehen, das Lesen und/oder das Schreiben in ganz unterschiedlicher Weise und Ausprägung betroffen sein.
Es werden klassisch vier Standard-Aphasietypen unterschieden:
Amnestische Aphasie
Die Betroffenen haben Probleme, Dinge korrekt zu benennen (Wortfindung), können sich im allgemeinen aber gut verständlich machen. Der Sprechfluss ist gut erhalten, der Satzbau überwiegend intakt. Das Sprachverständnis ist , wenn überhaupt, nur geringfügig gestört.
Broca Aphasie
Betroffene sprechen meist sehr langsam und mit großer Mühe. Oftmals werden Sätze verkürzt und grammatisch nicht korrekt gebildet. Das Verständnis für Sprache ist in der Regel mäßig beeinträchtigt. Kennzeichnend sind telegrammstilähnliche Äußerungen und das fehlen von Betonung und Sprachmelodie.
Wernicke Aphasie
Betroffene mit einer Wernicke- Aphasie sprechen in der Regel flüssig, jedoch sind die Äußerungen sprachliche unsinnig, lautlich entstellt und/oder grammatisch nicht korrekt. Das Sprachverständnis der Betroffenen ist besonders zu Beginn der Störung stark eingeschränkt. Irrtümlich werden Betroffene auch als „verwirrt“ eingestuft.
Globale Aphasie
Bei Betroffenen mit globaler Aphasie sind alle Sprachformen schwer beeinträchtigt. Sprechen und Verstehen sind gleichermaßen stark auffällig. Immer wiederkehrende Äußerungen (Automatismen) sind kennzeichnend.
Dysarthrie/ Dysarthrophonie
Bei einer Dysarthrie/ Dysarthrophonie handelt es sich um eine neurologische Sprechbewegungsstörung, die infolge einer Schädigung wie Schädel-Hirn-Trauma, Schlaganfall, Tumore etc. oder einer fortschreitenden Erkrankung wie Morbus Parkinson, MutlipleSklerose, ALS des Gehirns auftreten kann. Dabei können die Atmung, die Stimme und die Artikulation in unterschiedlicher Weise betroffen sein.
Bei einer reinen Dysarthrie/ Dysarthrophonie sind keine anderen sprachlichen Fähigkeiten, wie beispielsweise Sprachverständnis oder gar die Intelligenz eines Menschen betroffen.
Folgende Veränderungen der Sprechweise können beobachtet werden:
- das Sprechen ist verwaschen und unverständlich
- die Stimme klingt heiser, leise, rau oder gepresst
- das Sprechen klingt monoton
- das Sprechtempo ist zu schnell oder zu langsam
Dysphagie
Der Begriff Dysphagie leitet sich aus dem griechischen ab und setzt sich zusammen aus Dys= erschwert und phagein = essen und bezeichnet die Beeinträchtigung oder Behinderung des Schluckens und/ oder der oralen Nahrungsaufnahme.
Ursachen dafür können strukturelle Veränderungen im Mund- und/ oder Halsbereich oder neurologische Störungen sein. Bei einer Vielzahl von Erkrankungen können Schluckstörungen auftreten.
Von einer Dysphagie Betroffene können folgende Symptome zeigen:
- Verschlucken an Speichel, bestimmten Speisen oder Getränken tritt gehäuft auf
- Schlucken von Speichel/ Nahrung/ Flüssigkeit ist sehr mühsam oder gar nicht möglich
- Gehäuftes Räuspern oder gar Husten bis hin zu Hustenanfällen, evtl. sogar mit Atemnot und/oder Angst zu ersticken
- Gefühl, die Nahrung bleibt im Hals stecken
- Nahrungsansammlung in der Mundhöhle, z.B. in den Wangentaschen, am Gaumen oder an der Rachenhinterwand
- Kauen ist erschwert oder gar nicht möglich
- Austritt/ Ausspucken von Speichel oder Nahrung aus der Mundhöhle
- Angst zu schlucken oder sich zu verschlucken
Essen bzw. gemeinsam eine Mahlzeit einzunehmen spielt eine zentrale Rolle in unserem Leben. Menschen mit Schluckstörungen können in eine Isolation geraten, die zusätzlich belastend wirkt.
Sprechapraxie
Die Sprechapraxie ist eine Artikulationsstörung, die zu den erworbenen hirnschädigungsbedingten Sprechstörungen zählt.
Betroffen ist die sprechmotorische Kontrolle, d.h. die Planung und Ausführung von Sprechbewegungen. Menschen mit Sprechapraxie kostet es unendliche Geduld, die Bildung von Lauten und Wörtern immer wieder erneut zu versuchen.
Eine Sprechapraxie tritt selten allein auf, meistens in Zusammenhang mit einer Aphasie.
Folgende Symptome sind zu beobachten:
- es treten „Inseln“ störungsfreier Produktion auf, d.h. zeitweise vollkommen normales sprechen
- es sind Suchbewegungen mit Zunge und Lippen zu beobachten
- die Störung betrifft alle Modalitäten mündlicher Sprachproduktion
- eine Sprechanstrengung ist sicht- und hörbar
- der Redefluss ist durch Fehlversuche, Wiederholungen und Selbstkorrekturen unterbrochen
Dysphonie
Man unterscheidet in funktionelle Dysphonien, die durch ungünstiges Sprechverhalten hervorgerufen werden können und organisch bedingten Dysphonien, denen eine Veränderung des Kehlkopfes in Form und Beweglichkeit zugrunde liegt, z.B. Tumorbildung, Stimmbandlähmung, Reflux.
Dysphonien treten auch infolge von Infekten des Hals-Nasen- Rachenraumes auf.
Zu beobachten sind folgende Symptome:
- Stimme ist oft heiser und kratzig
- geringe Belastbarkeit, schnelle Stimmermüdung
- Gefühl der Sprechanstrengung bei lautem/ leisem oder langem Reden
- häufiges Räuspern
- unangemessene hohe bzw. tiefe Sprechstimmlage
- Schwierigkeiten beim Ändern der Tonhöhe
Bei funtionellen Dysphonien kann es als Folge auch zu so genannten sekundär- organischen Veränderungen (z.B. Stimmlippenknötchen) kommen.
Stottern bei Jugendlichen und Erwachsenen
Es gibt keine eindeutige Erklärung bzw. Ursache für das Auftreten von Stottern, das eine Störung des Redeflusses ist. Das Zusammenspiel der am Sprechen beteiligten Organe und Funktionsbereiche läuft zeitweise nicht harmonisch und es kommt zu:
- Dehnungen (Bsp.: Ssssonne)
- Wiederholungen (Bsp.: Lu-lu-luft oder i-i-ich)
- Blockaden (Bsp.: --K-anne)
Hinzukommen können sogenannte Sekundärsymptome wie Atemstörungen, Mitbewegungen von Extremitäten und/ oder Grimassieren, die nicht im Zusammenhang stehen müssen mit dem Gesagten.
Oft wird versucht schwierige Wörter zu meiden, sie zu ersetzen oder durch Wiederholung vorangegangener Wörter so wie Anlauf zu nehmen, um eine Sprechblockade zu überwinden.
Letztlich kann es zu regelrechten Sprechängsten kommen und der sicherste Weg nicht zu stottern ist, zu schweigen.
Ca. 1% der deutschen Bevölkerung ist davon betroffen
BEHANDLUNGSFELDER
KINDER UND ERWACHSENE
Behandlungsfelder Kinder:
- SEV
- SES
- Dyslalie
- Hörstörungen
- Dysgrammatismus
- LippenKiefer-Gaumen-Spalte
- Auditive Wahrnehmungs- und Verarbeitungsstörung (AVWS)
- Myofunktionelle Störungen
- Kindliche Redeunflüssigkeiten und Stottern
- Poltern
- Stimmstörung (Dysphonie) bei Kindern